Leseandacht zum Ewigkeitssonntag

Leseandacht zum Ewigkeitssonntag

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# Andacht

Leseandacht zum Ewigkeitssonntag

Hoffnungsbilder

Morgen ist Ewigkeitssonntag. An diesem Tag werden in den Kirchen und auf den Friedhöfen Gedenkkerzen für die Verstorbenen angezündet. Erinnerungen an vergangene Tage flackern auf, Erinnerungen an geliebte Menschen, die ich vermisse. Ich schaue zurück auf den Weg, den sie mit mir gegangen sind. Und ich male mir aus, wie es weitergeht. Wo sind die Verstorbenen jetzt? Ich hoffe auf einen Weg, der nach dem Tod in die Ewigkeit führt. Wie sieht sie wohl aus, die Ewigkeit? Ein Bild, das mir häufig in Kunstausstellungen begegnet, ist der Garten. In ihm sind das Gras, die Sträucher und die Bäume immergrün. Einen Jahreszeitenwechsel gibt es nicht. Auf der Wiese wachsen allerlei Kräuter und bunte Blumen. Durch sie hindurch schlängelt sich ein Fluss. In seinem Wasser spiegelt sich die Sonne, die dem Garten Wärme schenkt. Ein anderes Bild, das die Ewigkeit einzufangen versucht, ist die Himmelspforte, ein großes, mit Mustern verziertes Tor in den Wolken. Hinter den Flügeltüren erstreckt sich eine unendliche, lichtdurchflutete Weite mit Engeln, die auf Harfen, Violinen und Posaunen spielen. Der Garten und die Himmelspforte. Zwei Bilder, die der Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ein Gesicht geben. Und sie teilen noch eine Gemeinsamkeit. Denn sie beide haben ihren Ursprung in der Alltagswelt. Der Garten als Bild für die Ewigkeit hat seine Vorbilder in den Gärten, die Menschen seit jeher umgeben, seien es prächtige Palastgärten, hauseigene Gärten oder Kleingartenanlagen. Die Himmelspforte wiederum ähnelt in ihrem Aussehen den schmuckvollen Eingangsportalen barocker Schlösser. Der Garten und die Himmelspforte. Zwei Hoffnungsbilder, die ihren Sitz mitten im Leben haben. Das weckt in mir die Frage: Wo finde ich Hoffnungsbilder in meinem Alltag? Ich bin eine leidenschaftliche Teetrinkerin. In Japan habe ich einmal an einer traditionellen Teezeremonie teilgenommen - zusammen mit Menschen aus aller Welt. Tee verbindet. Und Tee vertreibt die Kälte. An langen Wintertagen mit der Familie in der Küche zu sitzen und in vertrauter Runde eine Kanne Tee zu genießen, wärmt mich innerlich und äußerlich. In solchen Momenten fühle ich Ruhe und Frieden. Das ist mein Hoffnungsbild. Die Ewigkeit sieht für mich aus wie eine wärmende Kanne Tee, die niemals kalt wird. Und diese wärmende Kanne Tee werde ich einst mit den Menschen teilen, für die morgen die Gedenkkerzen leuchten. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Ewigkeitssonntag mit vielen Hoffnungsbildern, die im Kerzenlicht aufscheinen. 

Ihre Johanna Reitmeier-Filax, Vikarin im Kirchspiel Im Sülzetal

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