Wie singt man trotz Pandemie im Chor?

Wie singt man trotz Pandemie im Chor?

Wie singt man trotz Pandemie im Chor?

# popularmusik

Wie singt man trotz Pandemie im Chor?

Dass manchmal widrige Umstände zu erstaunlichen Resultaten führen, ist Ihnen sicher schon begegnet. Wo uns die gewohnten Mittel nicht mehr zur Verfügung stehen, begeben wir uns mitunter mutig auf neue Pfade, die wir sonst nicht betreten hätten. Die normale Chorarbeit liegt pandemiebedingt schon lange auf Eis. Doch kluge Köpfe haben den Online-Chor erfunden. Dabei muss man keine Angst vor Ansteckung haben, denn jede/r Sänger/in singt erst mal allein und in seinem sicheren Zuhause. Und trotzdem wird daraus ein vielstimmiger Chorgesang - Dank Technik und dem großen Geschick experimentierfreudiger MusikerInnen.

Hier bei uns im Kirchenkreis macht das Popularmusiker Felix-Tillmann Groth von district_e_music,  Wir nehmen Sie mit in den Entstehungsprozess des zweiten Videos von district_e_choir.

Zu Anfang steht natürlich ein wunderbares Lied, das einen schönen Inhalt vermittelt und gut klingt. Das müssen wir unbedingt machen, wir sind begeistert. Ideen für die musikalische Umsetzung werden verwirklicht: Felix schreibt einen Streicher- und Chorsatz, ich erfinde eine Klavierstimme dazu. Zu Ostern muss die Familie ran: Cora und Jakob nehmen Bratsche und Cello auf. Das Wohnzimmer im Wiesengrund wird zum Studio. Im schwäbischen Heidenheim an der Brenz singt Geertje die Frauenstimmen für die Übe-Audios der ChorsängerInnen ein, während Felix in seiner Studentenbude in Erfurt Promo-Videos und Tutorials aufzeichnet. Ich motiviere währenddessen jeden Kontakt, den ich für fähig halte, ein Handy und einen Ton zu halten. Dieses Mal ist die Hürde etwas höher, denn es wird englisch gesungen.

Der große Tag rückt näher, an dem der Aufruf auf der Kirchenkreisseite veröffentlicht wird. Dort bekommt man nun alles, was zum Einstudieren gebraucht wird: Noten, Audios und Termine für Online-Proben. Denn samstags ist Probentag: Jede/r kann sich in ein Zoom-Meeting einwählen und Tipps und Tricks zu z.B. Aussprache und Rhythmus bekommen. Und unweigerlich wird aus der Arbeit mit dem Text eine Andacht und wir reden darüber, wie Gott unser Leben verändert.

Wenn alles erklärt, alles vorbereitet und bedacht ist, steht die Sängerin ganz plötzlich allein vor der Aufgabe, mit Kopfhörer-Input und Handy vor der Nase die eigene Stimme aufzunehmen. Und wie schrecklich klingt es doch, wenn man sich so ganz allein hört! Kann ich DAS überhaupt abschicken?! Für Groths schlägt nun die Stunde der „Seelsorge“. (Das ist okay. Felix kann das noch bearbeiten. Das klingt für jeden erst mal schrecklich. Ist nicht so schlimm, wenn das Englisch nicht perfekt ist. Das wird schon. Schick es uns erst mal. Was ist schon ein Halbton unter Freunden?!) Je näher die Deadline rückt, umso mehr Anrufe und Nachrichten. Anke hat Telefondienst bis weit in die Nacht.

Währenddessen sitzt Felix schon an der Tonspur, schiebt Tausende von Tönen und Einsätzen an die richtige Stelle. Die vorbeifahrende Straßenbahn und der niesende Vater im Nebenzimmer werden eliminiert. Ein Wunder, wie schön nun alle Stimmen zusammenklingen! Wenn der Ton fertig ist, kommt das Bild dran. Jeder soll auch mal groß zu sehen sein. Und das Ganze soll natürlich eine Geschichte erzählen…

Während ich dies schreibe, ist das Werk noch in Arbeit. Zu Pfingsten wird es fertig sein und pünktlich um 10 Uhr veröffentlicht werden. Genießen Sie es! Und machen Sie beim nächsten Mal doch einfach mit!

Ihre Anke Groth
Popularmusikerin im Kirchenkreis Egeln

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed