Die ersten vier Wochen der Passionszeit liegen hinter uns. Kirchenmusiker Carsten Miseler möchte Sie mit einem Gebet begleiten. Download

Mit Gott verbunden ****** auch ohne Passwort

Als ich die Ausführung des Datenschutzbeauftragten der EKD zu den Bestimmungen im Home-Office gelesen habe, ist mir klar geworden, wie wichtig der Datenschutz ist und wie er im Grunde funktioniert. Nur wer das Passwort kennt, bekommt Zugriff auf personenbezogene Daten. Ansonsten bleiben nur kryptographische Buchstaben und Zeichen. Solche Bilder sehe ich gerade in der Passionszeit und in meiner Beziehung zu Gott.     

„Lasset uns mit Jesus ziehen seinem Vorbild folgen nach.
Lasset uns mit Jesus leiden, seinem Vorbild werden gleich.“

... so heißt es in einem alten Choral im Gesangbuch. Ich frage mich, wie dieser Text bei kirchenfernen Menschen ankommt. Vielleicht wie eine geheimnisvolle verschlüsselte Nachricht? Daran wird auch die  schöne alte Melodie oder eine neue nichts ändern. Und über die weiteren Strophen sei hier gar nicht gesprochen.  

  „Lasst uns“ sagt der Texter (17.Jh.) und benutzt in seiner Anrede so herrlich wohltuend auf den Mehrzahl. Mich bringt das Lied ins Nachdenken und schließlich ins Gebet:   

Gott: Lass uns nicht vergessen, dass wir alle von unseren Erfahrungen mit Gott erzählen können, dass dabei nicht gleich ein fertige Meinung oder ein perfekt gestylter Text herauskommen muss. Lass uns auf unsere Gaben schauen und um deine Zeichen bitten, was wir füreinander tun können damit dein Wort nicht in Vergessenheit gerät. Lass uns auch im Alltäglichen frei den Glauben an dich bekennen.      

Lass uns die Stille aushalten, wenn wir in manchen Diskussionen über das Veränderungsgeschehen in der Kirche sicher viele positive Ansätze aber auch Sprachlosigkeiten wahrnehmen. Gerade in den Pausen und in den Spaziergängen kommen wir uns wieder näher.       

Entknote unsere krisenhaften Berufs- und Amtshierachien sowie alle ungelösten Strukturen. Ermögliche uns selbstbestimmte Freiräume, die zur Mitgestaltung einladen. Schenk uns Zeit, um uns von alten Mustern und Strukturen zu lösen. Lass sich in deinem Namen Menschen und Teams finden, die gemeinsam
mehrdimensional nach Gabe, Eignung und Zeit zusammen arbeiten wollen.  

Lass uns in der Passionszeit alles, was in uns hochkocht oder jubelt (Lieder, vertraute Texte, Aha-Momente, eine Liste aller persönlichen Baustellen, Überzeugungen und Zweifel, Schnipsel, Musik und vieles mehr ...) vor dich als Dank oder Frage bringen. So erfährst du von uns. Und wir entdecken unsere Beziehung zu Dir ganz neu. Das verändert einfach alles.

Gott: Manches können wir nicht sehen und verstehen dein Wirken erkennen wir oft erst im Nachhinein.
In dieser Welt ist vieles wie in einem Kreuzworträtsel. Aber mit jedem gefundenen Buchstaben lässt Du Dich ein Stück mehr entschlüsseln.

Lasset uns mit Jesus ziehen  seinem Vorbild folgen nach.“ -
Lasset uns mit Jesus leiden, seinem Vorbild werden gleich.“ -

Und schließlich: „Lasset uns mit Jesus sterben!“

Ich stelle mir vor, dass es in heutiger Zeit nicht leicht ist, den Glauben an einen überirdisch-existierenden und mich leitenden Gott anzunehmen.
Lass uns nicht vergessen, dass Du es bist, der Leben und Segen schenkt, der ein Herz für uns hat, der uns von Kindesbeinen an begleiten will und dem wir alles anvertrauen können. Auch wenn es noch so unfassbar scheint; mit dir dürfen wir neu beginnen. Dafür danke ich Dir sehr!  Amen.  

Text: Carsten Miseler | Schönebeck | 10.03.2021