„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“

# Andacht

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“ So erklärt uns der Parkranger im Harz. Vor uns ist eine Lichtung mit vielen, scheinbar toten Fichten, vom Borkenkäfer befallen. Es sieht aus wie in einem apokalyptischen Film. Aber dann erklärt er, dass im Naturschutzpark die Bäume nicht „geerntet“ werden, sondern vor Ort ihren natürlichen Lauf nehmen, also stehen bleiben, bis sie umfallen und verrotten. Und in all diesen Prozessen wird neues Leben im Wald geboren. Deswegen: „Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“ Da, wo Bäume vergehen, wächst im Verborgenen neues Leben heran. Der Borkenkäfer funktioniert als Gesundheitspolizei: er fällt nur schwache, alte und kranke Bäume an (auch Folge unserer Monokultur und der Umweltbelastung). Und die Borkenkäfer lassen immer einen Baum stehen, damit es später wieder Fichten gibt und es auch in 100 Jahren noch zu fressen gibt. Irre!

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“ Das erinnert mich an  manche Kommune oder Kirchengemeinde im Osten. Die trifft es hart, wenn junge Leute in den Westen ziehen zu gut bezahlter Arbeit. Gerade auf dem Dorf ist das zu spüren. Und da trifft es beide: Kommune und Kirchengemeinde. Die Alten bleiben zurück und verändern das Umfeld in Kirche und Gemeinde. Seniorengerechtes Wohnen ist dann angesagt. In den Städten wie Aschersleben ist das nicht so schwer zu spüren. Im Osten gibt es auch Gutes, was unser Lebensumfeld attraktiv macht: zum Beispiel eine gute Infrastruktur bei Krippe und Kindergarten. In Berlin sieht das anders aus. Unsere Orte haben also etwas zu bieten.

„Es gibt keinen toten Wald - nur tote Bäume.“ Das klingt eigentlich hoffnungsvoll. Es ist ein dauerndes Kommen und Gehen. Aber das Neue wächst nicht über Nacht, das braucht manchmal 30, 50 oder 100 Jahre. Die Forstwirtschaft „erntet“ heute, was unsere Vorfahren vor 100 Jahren gepflanzt haben. Und was wir heute im Wald neu pflanzen, werden erst unsere Urenkel „ernten“ können. Ein dauerndes Kommen und Gehen – in großen Zeitabschnitten - nicht so kurzatmig, wie die Gewinnprognosen der Banken. Und auch im Negativen: die Borkenkäferplage hängt ja damit zusammen, dass lange einseitig auf Fichten gesetzt wurde, vielleicht in der Hoffnung, schneller Ertrag bergen zu können, ein Irrweg. Manches braucht halt Zeit, bis es ausgereift ist. Können wir in den Kommunen und Kirchengemeinden diesen langen Atem haben? Können wir darauf vertrauen, dass Neues wächst, auch wo scheinbar ganz viel totes Holz zu sehen ist? Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Sommer mit erfrischenden Wanderungen und offene Augen, um das Neue wachsen zu sehen:

Ihr Pfarrer Peter Eichfeld, Aschersleben am 27. Juni 2018.

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