Bitte?!

Bitte?!

Bitte?!

# Andacht

Bitte?!

„Nu sag mal, was hastn da gemacht!“ Ob im Blick auf ein Gemüsebeet, einen Mittagstisch oder eine ungewöhnlich befestigte Deckenlampe, Menschen tun komische Sachen. Selbst bei denen, die täglich unser Leben teilen, muss man sich manchmal sehr wundern. Mir passiert sowas auch mit meinem Religionsgründer.

Verstehe einer Jesus! 12 Leute wählt er für etwas aus, um das ich diese 12 beneide: Privatzeit mit Jesus. Viel persönliche Nähe, extra-Inhalte. Zugegeben, unter diesen 12 Jüngern waren merkwürdige Gestalten. Und Judas. Er ist nicht einfach merkwürdig – er ist ein Verräter. Besonders verrückt: Jesus weiß es. Jesus weiß, dass Judas ihn verraten wird. Trotzdem nimmt er ihn in die Gruppe auf, die ihn fast die ganze Zeit begleiten darf. Jesus, hast du dich da nicht ganz schön vertan? Warum darf dein Verräter dir so nahe sein?

Die 12 Jünger und Jesus feiern das letzte Abendmahl. Judas darf das erleben! „Als Judas das Brot gegessen hatte, ging er sofort hinaus. Es war Nacht.“ (Joh 13,30)

Judas geht. Eigentlich ist es gleich zwei Mal Nacht, einerseits von der Uhrzeit, andererseits weil er den Menschen verlassen hat, der ihm am absolut wichtigsten war. Nun ist Nacht in seinem Leben. Er hat Jesus die Treue gebrochen. Jetzt steht er alleine in zweifacher Nacht. Dunkler, Gottverlassener kann keine Nacht sein.

Ich hätte Judas nicht aufgenommen. Wenn mir Menschen unsympathisch sind, versuche ich sie zu meiden. Und wenn ich den Eindruck habe, sie seien mir böse gesinnt, dann können Sie gar nicht weit genug weg sein. Klar, so ein richtiger Judas läuft einem selten über den Weg. Mancher tickt halt anders oder macht Sachen die man falsch findet oder streitet auf eine lieblose Art und Weise. Was einem so die Woche über begegnet.

Und dann sind da noch die schwierigen Menschen. Vom Leben eine besondere Last bekommen, die Gespräche, Konflikte, Beziehungen und die Arbeit anstrengend machen. Vielleicht bin ich auch manchmal schwierig für andere. Sicher bin ich es.

Der Punkt ist folgender: Jesus isst nicht nur mit schrägen Charakteren oder Leuten die mal zu irgendwem lieblos waren, nein, er teilt sein Leben mit seinem Verräter. Bis zur letzten Mahlzeit. Was ist das für eine radikale Liebe! Unglaublich! Strahlende Gnade! Jesus sieht in Judas trotz allem einen unanfechtbaren Wert.

Wie sehr muss Jesus diesen Judas lieben, damit er das tun kann. Das möchte ich auch können. Und wer weiß, wer mir nächste Woche alles begegnet? Und wenn Jesus sogar Judas so viel Liebe tut, wie sehr wird ihm dann erst an mir gelegen sein?

 

Pfarrer Johannes Heinrich, Oschersleben

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed