02/07/2024 0 Kommentare
Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti
Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti
# Andacht
Andacht zum Sonntag Quasimodogeniti
Na, ist bei Ihnen noch Ostern? Oder wird spätestens nach diesem Wochenende der ganze Osterschmuck wieder weggeräumt? Schließlich ist ja Ostern vorbei – oder? Viele wissen, dass in den 7 Wochen vor Ostern Fastenzeit ist. Immer mehr Menschen, auch solche, die sich nicht mit der Kirche verbunden fühlen, entdecken diese besondere Zeit für sich und fasten auf die eine oder andere Weise. Kein Fleisch, kein Alkohol, kein Zucker – das kann man für 7 Wochen mal ausprobieren. Oder in dieser Zeit, wenn möglich, immer mal wieder das Auto stehen lassen und mit dem Fahrrad oder per pedes unterwegs sein. 7 Wochen sind eine überschaubare Zeitspanne, für die man einen solchen „Selbstversuch“ einmal wagen kann. Und was ist nach Ostern?
Nur wenige wissen wahrscheinlich, dass auch die 7 Wochen nach Ostern bis Pfingsten hin eine besondere Zeit sind. Keine Fasten-, sondern Freudenzeit. Die Freude von Ostern, dass Christus auferstanden ist, soll diese Zeit prägen. Die Freude darüber, dass das Leben stärker ist als der Tod. Die Hoffnung darauf, dass die Liebe stärker ist als der Hass und der Frieden stärker als die Gewalt. Eine Hoffnung, die so wichtig ist, weil unsere alltägliche Erfahrung so oft dagegen spricht. Vor blinder Wut können wir einander nicht mehr zuhören. Vor lauter Parolen ist ein besonnenes Gespräch nur schwer möglich. Und die Suche nach dem Gemeinsamen und Verbindenden, auch über unterschiedliche Meinungen und Ansichten hinweg, endet in einem Schlagabtausch zwischen dem „wir“ und dem „die da“.
Osterzeit ist Zeit der Freude. Friedrich Schiller hat in seiner berühmten „Ode an die Freude“ deutlich gemacht, dass Freude Menschen miteinander verbinden kann: Alle Menschen werden Brüder… welch eine großartige Vision. Versuchen wir es doch einmal im Kleinen: nach den 7 Wochen Fastenzeit, in denen sich viele auf sich und die eigene Lebensweise konzentriert haben, jetzt einmal 7 Wochen, in denen wir bewusst versuchen, erlebte Freude festzuhalten und auf andere zuzugehen. Freude zu anderen zu bringen. Ein freundliches Wort, ein herzlicher Gruß, manchmal schon ein Lächeln kann meine Stimmung aufhellen, meinen Tag verändern. Und oft kommt Freundlichkeit auch wieder zu mir zurück. Freude ist ansteckend. Dann kann es unter uns wärmer werden, nicht nur wetter-technisch.
Bis Pfingsten 7 Wochen der Freude – kann das klappen?
Pfr. Wolfgang Löbe
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