Von Kanonenofen bis Corona

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# Musik

Von Kanonenofen bis Corona

Titelfoto: Posaunenchor von Groß Rodensleben

Über einen Zeitraum von zwei Jahren haben 15 Teilnehmende aus dem Gebiet der EKM den „D-Kurs für Posaunenchorleiter*innen“ absolviert. Sie kommen aus den Kirchenkreisen Magdeburg, Haldensleben-Wolmirstedt, Mühlhausen, Elbe-Fläming und auch aus Egeln, wie zum Beispiel Annette Rein. Seit fast 48 Jahren spielt sie Trompete. Die schlanke Mittfünfzigerin stammt aus einem sehr musikalischen Elternhaus und wohnt in Groß Rodensleben im Pfarrbereich von Wanzleben. Dort ist sie auch mit ihren drei Geschwistern aufgewachsen. „Wir vier haben gemeinsam Trompete gelernt, aber nur zwei von uns sind dem glänzenden Blech treu geblieben“, sagt sie. Ihr Vater, Karl Schulze, leitete damals den Posaunenchor ihres Heimatortes. Gern erinnert sie sich an die Anfangszeiten des Chores: Geprobt wurde in der privaten Werkstatt, die im Winter von einem Kanonenofen beheizt wurde. „Ja, die Umstände waren aus heutiger Sicht wenig komfortabel, aber das hat damals niemanden gestört.“ Die Proben finden nun seit vielen Jahren im Gemeindehaus statt, und auch die Chorleitung hat gewechselt: Annette Rein führt die Bläsergruppe aus Groß Rodensleben und den Nachbargemeinden. Um das Jahr 2000 hatte sie mit der Jungbläserausbildung begonnen und übernahm dann peu à peu die Leitung des gesamten Chors. Viele Höhepunkte hat Annette Rein mit ihren Bläsern seitdem durchlebt: Neben den Auftritten in der Region sticht für sie besonders die Teilnahme am Deutschen Evangelischen Posaunentag 2016 in Dresden heraus. Dieser stand unter dem Motto „Luft nach oben“. Besagte Luft führte dann auch zum ersten großen Probenstopp seit dem Bestehen des Groß Rodenslebener Posaunenchors, denn die beim Blasen entstehenden Aerosole können Viren transportieren und somit eine Ansteckung mit Sars-Cov-2 begünstigen, sollte ein Musiker das Virus in sich tragen.

Im Frühjahr 2021 kamen die Proben völlig zum Erliegen. Die allgemeine Verunsicherung, aber auch Verantwortungsbewusstsein für die Gesellschaft führten bis nach den Sommerferien zum Ausfall der Treffen. Denn digital zu proben ist für einen Chor nicht möglich, nur für die Nachwuchsarbeit wurden die Hausaufgaben online übermittelt. „Das war nicht ausreichend. Vor allem wegen der Korrekturen, denn einmal eingeschlichene Fehler können sich verfestigen“, klärt Annette Rein auf, bei der sich über den Zeitraum der Pandemie auch zwei junge Bläser abgemeldet hatten. „Ein Chor lebt auch von der Gemeinschaft, und da kann die Motivation, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, enorm schwanken.“ Gegenwärtig proben mit ihr 13 Chormitglieder. Die Jüngste ist zehn Jahre alt und spielt Flügelhorn, der Älteste ist 78 und bläst Trompete.

Am 14. Februar, dem Valentinstag, feierten sie im kleinen Rahmen das 50-jährige Bestehen des Posaunenchors und natürlich ihre Liebe zur Musik. Die Feier wurde eröffnet mit Lob- und Dankesliedern sowie Psalm 150, der mit den Worten „Das große Halleluja“ überschrieben ist. Ein Dankgebet schloss sich an, für Gottes Segen und Geleit in den vergangenen 50 Jahren, durch alle Höhen und Tiefen hindurch. Doch das eigentliche Jubiläumsfest kommt noch: Zu Kantate, am 14. und 15. Mai, wird das Jubiläum in Groß Rodensleben mit einem Festwochenende begangen, zu dem auch ehemalige Bläser und Gastchöre eingeladen sind.

Annette Rein bei den Abschlussübungen zum „D-Kurs für Posaunenchorleiter*innen“. Sie leitet bereits den Bläserchor von Groß Rodensleben und ist im Pfarrbereich Wanzleben die Gemeindesekretärin.

Wenn auch Sie beginnen möchten, ein Blasinstrument zu spielen, finden Sie hier Ansprechpartner in unserem Kirchenkreis.

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