30.01.2025
Letzter Sonntag nach Epiphanias

Lobgesang

Nach altem Brauch endet an diesem Wochenende, mit dem Fest der „Darstellung des Herrn“ die Weihnachtszeit. Dieser Tag, volkstümlich als „Mariä Lichtmess“ bekannt, erinnert an eine biblische Geschichte:

40 Tage nach seiner Geburt bringen Maria und Josef Jesus in den Tempel in Jerusalem, denn als Erstgeborener soll er dort Gott „dargestellt“ und ausgelöst werden. Doch damit nicht genug: Als sie einem alten Mann begegnen, nimmt dieser Jesus in seine Arme und betet: „Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ Der alte Mann heißt Simeon und er ist einer der Ersten, die Jesus als denjenigen erkennen, der er ist: der Heiland und das Licht der Welt. Dieser „Lobgesang des Simeon“ beschließt im Lukasevangelium die Weihnachtsgeschichte. 40 Tage nach Weihnachten ist es also Zeit, über das Licht nachzudenken, das durch Jesus in die Welt gekommen ist.

Gerade jetzt, wo die Lichter der Weihnachtszeit endgültig verblassen? Gerade jetzt. Denn für die schönen Lichter braucht es nur etwas Strom, aber was braucht es, um unser Herz und unseren Verstand zu erleuchten? Die Geschichte von Simeon erinnert uns nämlich daran, dass es beim Weihnachtsfest nicht nur um die Freude über die Geburt Jesu geht. Wir sind auch dazu eingeladen, uns von seinem Licht erfüllen zu lassen und es in die Dunkelheit um uns herum zu tragen.

Wo fängt man da nur an…? Vielleicht wie bei jedem Feuer mit einem kleinen Funken; wie bei allem Licht, mit einem kleinen Photon. Vielleicht fangen wir an, indem wir uns selbst in anderen entdecken und uns so darin üben, gnädig zu sein. Indem wir Verantwortung übernehmen, für das, was wir sagen und das, was wir tun und nicht tun. Indem wir bei jemandem ein Licht der Hoffnung entzünden. Vielleicht sind wir selbst manchmal dieser Jemand? Und vielleicht bedarf es manchmal nur eines kleinen Hoffnungsschimmers, um nicht nur abzuwägen, sondern auch zu wagen. So könnte Gottes Heil im ganz Alltäglichen und im Zweifelsfall auch ganz unweihnachtlich durch uns zu anderen gelangen.

Ich bin dankbar für die Hoffnung, die Jesus uns schenkt und ich hoffe, dass unser Handeln - ob privat oder öffentlich, zwischenmenschlich oder politisch - andere mitdenkt und sie ermutigen kann, selbst ein kleines Licht in die Welt zu tragen. Und ein Hauptzweck des Lichts ist ja bereits erfüllt, wenn es uns gelingt, unser Gegenüber in ihm wahrzunehmen. Versuchen wir es.

Ihr Kantor Julius Jung aus Oschersleben