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Eine Frage der Perspektive… | Kirchenkreis Egeln

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Eine Frage der Perspektive…

Liebe Leserinnen und Leser,

ein Geschehen zu kommentieren kann aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfolgen und wir ordnen unsere eigene Sicht dann ein. Auch der biblische Text des kommenden Sonntags zeigt unterschiedliche Sichtweisen. Folgendes ist vorausgegangen. Jesus ist mit einer kleinen Gruppe seiner Jünger im Garten Gethsemane. Er ringt mit großen Ängsten, weiß um bevorstehendes Leiden und seinen Tod. Deshalb bittet er um den väterlichen Beistand Gottes. Das Geschehen nimmt seinen Lauf.

Eine Sichtweise: Die Soldaten kommen um Jesus gefangen zu nehmen. Judas, ein Freund Jesu, geht voran. Er zeigte ihnen den Weg zum Aufenthaltsort Jesu. Mit einem Kuss wollte er ihn für alle kenntlich machen. Bedrohlich wirken die ausgerüsteten Soldaten mit ihren Fackeln. Es ist finster. Einerseits nachtbedingt, andererseits des Vorhabens wegen. Alles soll heimlich geschehen, um möglichen Widerstand zu verhindern.

In dieser aufgeladenen Situation zieht ein Jünger Jesu das Schwert und verletzt einen der Soldaten. Jesus gebietet der Gewalt Einhalt. Er ergibt sich der Situation. Es sind zu viele.

Eine andere Sichtweise: Jesus kommt dem Verräterkuss zuvor, indem er Judas mit der Frage konfrontiert:“ Judas, verrätst du den Menschensohn mit einem Kuss?“ Damit ist Jesus Herr des Geschehens und dem Verrat nicht blind ausgeliefert. Den folgenden Gewalteinsatz beendet er sofort und wendet sich, ein letztes Mal, heilend dem Verletzten zu. Für einen Moment wird die Finsternis des Vorgehens, durch die göttliche Kraft im Handeln Jesu, durchbrochen. Das Göttliche zeigt sich im zugewandten Heilen Jesu am Gegner. Vielleicht haben die Soldaten in diesem Moment daran gezweifelt, ob sie auf der richtigen Seite stehen. Das bleibt offen. Aus dieser Perspektive wird Jesus abgeführt als einer, der weiß, worum es geht. Sein Handeln prägt und lehrt noch in einer scheinbar aussichtslosen Situation.

Zwei Welten prallen aufeinander. Einerseits die menschliche Welt mit ihren Konflikten und innerweltlichen Lösungen. Aus weltlicher Sicht wäre Jesus wohl der Verlierer, denn sein Leben wird durch die Machthaber irdisch grausam beendet. Für das Himmelreich jedoch ist Jesus in seinem Handeln der Sieger. Mit seinem Leben und in seinem Leidensweg, das glauben wir Christinnen und Christen, hat er Böses überwunden und den Tod besiegt. Deshalb dürfen wir hoffen auf ein ewiges Leben ohne Verrat, Gewalt und Tod. Und schon im Hier sind himmlische Perspektiven spürbar und erhellen die Welt. Menschen setzen sich mutig für den Frieden ein, in bedrohlichen Situationen stehen sie sich helfend zur Seite, kämpfen gegen Hungerkatastrophen oder verlassen ihre Komfortzone im Einsatz für den Erhalt der Erde. Alles eine Betrachtung der Perspektive.

Eine gute Zeit wünscht Yvonne Hannen