22.02.2025
Leseandacht zum zweiten Sonntag vor der Passionszeit – Sexagesimä
„Sie haben die Wahl“ von Pfarrer Peter Mücksch aus Hötensleben
An diesem Wochenende dürfen, können, sollen, müssen wir wieder wählen. Das ist nicht selbstverständlich. In vielen Teilen der Welt sehnen sich die Menschen danach, selber mitentscheiden zu können, wie ihr Land regiert wird. Unsere Urgroßmütter haben dafür gekämpft wählen zu dürfen. Viele von den über 50ig Jährigen können sich noch erinnern, zur Wahl gehen zu müssen, ohne etwas entscheiden zu können. „Zettel falten“ hieß das damals. Aus dem „Wählen dürfen“ lässt sich aber auch die Aufgabe ableiten, wählen zu sollen. Ich traue mich auch zu sagen: wählen zu müssen. Wir sind aufgefordert mitzuentscheiden, wie es mit unserem Land und unserer Welt weitergehen soll. Das können wir nicht den anderen überlassen. Das müssen wir selber tun. Jede und jeder von uns trägt Verantwortung für das Wohl unseres Gemeinwesens. Das ist nicht nur eine politische, sondern auch eine geistliche Aufgabe. Gott hat uns in die Welt gestellt, um diese Erde zu bebauen und zu bewahren. Er hat die Welt gleichsam in unsere Hände- unsere Verantwortung gegeben. Dazu hat er uns Hände und vor allem unseren Verstand und einen eigenen Willen gegeben. Wer nicht wählt, entzieht sich seiner Verantwortung. Er nutzt seine Gaben nicht und schadet damit dem Ganzen.
„Ja, was oder wen soll ich denn wählen?“ bin ich in den letzten Tagen oftmals gefragt worden. Meine Wahl habe ich getroffen. Aber stimmt das auch für den, der noch auf der Suche ist? Wir haben dann über so manches Problem geredet, das zurzeit durch die Medien läuft. Die „Aufreger-Themen“, die Dilemmata in denen die Entscheider stecken, die innen- und außenpolitischen Zwänge, verlorengegangenes Vertrauen, Enttäuschungen, aber auch Wünsche und Hoffnungen. Ich habe manchmal aber auch den Eindruck, dass die Streit-Themen, die durch die Medien verbreitet werden, den Blick verstellen für das Alltagsgeschäft. Im politischen Alltag ist längst nicht alles strittig. Da suchen Menschen in Parlamenten und Regierungen nach Lösungen für eine riesige Fülle von Alltagsproblemen, für die es Gesetze und Regelungen braucht. Da ist es gut, wenn sie aus unterschiedlichen Positionen heraus beleuchtet und diskutiert werden und dann, wie übrigens im Bundestag häufig, mit großen Mehrheiten beschlossen werden.
Für mich ist wichtig, von welchen Grundpositionen aus Menschen ihre Entscheidungen fällen. Welchem Menschenbild sie folgen, wovon sie sich leiten lassen. Gott hat die Menschen alle gleich, zu seinem Ebenbild geschaffen. Daraus lassen sich Aussagen für eine gerechte und soziale Politik ableiten. Gott hat den Menschen Gebote, Weisungen und Orientierungshilfen gegeben. Daraus lassen sich Aussagen für eine wertebasierte Politik ableiten. Gott hat uns in die Verantwortung für diese Welt und die Zukunft gestellt. Daraus ergeben sich Aussagen für die Bewahrung der Schöpfung, der Sorge für die Zukunft unserer Kinder und Enkel. Gott hat uns seinen Sohn geschenkt, damit wir es lernen, friedlich miteinander umzugehen, Liebe zu üben, Schuld zu vergeben und Frieden mit uns und unseren Mitmenschen zu machen. Daraus lassen sich Aussagen darüber treffen, wie wir zukünftig in unserem Land und in der Welt miteinander umgehen wollen. Gott hat uns geboten, die Witwen und Waisen zu schützen und den Fremdling im Lande nicht zu bedrücken. Die Weihnachtsgeschichte nach Matthäus erzählt uns, dass Jesus selber Flüchtling -Asylant in Ägypten war. Er weiß was das heißt…Daraus ergibt sich, dass Lieblosigkeit, Intoleranz, Abgrenzung und Fremdenhass nicht im Sinne Gottes sind.
Es ist nicht leicht eine Wahl zu treffen. Wir haben aber keine andere Wahl, als zu wählen. Sonst entscheiden andere über uns. Also nutzen Sie ihr Wahlrecht. Wählen Sie eine Zukunft von der sie meinen, dass Gott sie für uns will.