Leseandacht,

14.03.2025
Leseandacht zum Sonntag Reminiszere

Erik-Jan Stam, Gemeinhelfer der evangelischen Brüdergemeine Gnadau, macht in seiner Lesepredigt daruf aufmerksam, dass unser Leben voller Sinn ist - und Misserfolge ein Teil davon.

Gott gibt mir meinen Namen;
er sagt mir, wer ich bin.
Er steckt den Lebensrahmen
und gibt dem Leben Sinn.
Mein Kummer und mein Glück,
mein Alltag, mein Geschick
sind mitten in der Zeit
ein Stück der Ewigkeit.

Peter Spangenberg, Gesangbuch der evangelischen Brüdergemeine 579, 2

Du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HERRN Mund nennen wird. Jesaja 62,2 

Losung für den 15. März 2025.25

Am vergangenen Samstag war ich mit meinem siebenjährigen Sohn von Gnadau nach Berlin unterwegs. Wir haben uns auf den Weg gemacht, um Fotos für seinen niederländischen Reisepass zu machen. In Ostdeutschland gibt es nur einen Fotografen, der Passfotos nach den niederländischen Regeln macht.   Am Berliner Alexanderplatz, unweit des Berliner Zoos, befindet sich der Fotograf. Ich dachte, ich könnte das eine mit dem anderen zu einer schönen Vater-Sohn-Reise verbinden. Aber ich hatte keine Statistik über die Arbeit der Deutschen Bahn erstellt. Es war eine anstrengende Reise. Als wir ankamen, stellte sich heraus, dass der Fotoshop trotz seiner Öffnungszeiten geschlossen war und mein Sohn sich zu müde für den Zoo fühlte.

 Wir haben etwas gegessen und sind zurückgefahren. Es hätte ein gescheiterter Tag sein sollen, aber wir waren wohlauf. Das habe ich in dem obigen Lied von Peter Spangenberg erkannt, das in der heutigen Herrnhuter-Losung zu finden ist. 

Es war schön, gemeinsam zu reisen, und die Menschen, die wir am Internationalen Frauentag in Berlin trafen, waren außergewöhnlich und freundlich. Sogar der Schaffner, der bemerkte, dass ich ein falsches Zugticket gekauft hatte, ließ uns fahren und mein Sohn erhielt, was er wollte, im Speisewagen des Zuges, obwohl meine Bankkarte nicht funktionierte. Es schien, als ob die Reise ein sinnloses Unterfangen war, jedoch war sie ein Geschenk. Nicht als Familie, sondern als Vater und Sohn auf der Straße fühlten wir uns komplett und ausreichend. Wir wussten, dass wir zusammen nach Hause kommen würden.

Ich glaube, dass unser Leben von Bedeutung ist und Misserfolge ein Teil davon sind. Trotz der Unruhe und Ungewissheit unserer Zeit nehmen wir an der Ewigkeit teil. Ob erfolgreich oder nicht, jeder Tag, an dem wir atmen, ermöglicht es uns, unser Leben neu zu beginnen und zu erkennen, dass unser Dasein einen Sinn ergibt. Nicht aufgrund des, was wir tun, sondern aufgrund des, was wir sind. Menschen, die Sinn in ihrem Leben entdecken, weil sie ihr Leben teilen.