27.02.2025
Leseandacht zu Estomihi
"Was wirklich zählt" - Kantor Philipp Popp aus Aschersleben reflektiert über die Aufforderung Jesu, inmitten der politischen Herausforderungen und Krisen unserer Zeit, Verantwortung zu übernehmen und ihm zu folgen.
Gespannt schauen wir diesertage auf die politischen Entwicklungen. Drängende Themen unserer Zeit müssen in Angriff genommen werden: Kriegsgefahr und außenpolitische Herausforderungen, Migration, Wirtschaft und Infrastruktur. Auch Klimawandel und Rente sind ja nicht abgehakt. Zum Glück habe ich meine Bürgerpflicht mit dem Ankreuzen des Wahlzettels erfüllt und kann zuschauen, wie die Politik sich jetzt anschickt Probleme zu lösen. Es ist ja zuweilen auch ganz unterhaltsam, wie der Wettstreit um die besten Konzepte ausgetragen und medial präsentiert wird. Ich lehne mich zurück und belohne die Gladiatoren des Wahlkampfes mit einem Kreuz auf dem Stimmzettel.
Vom Kreuz spricht auch Jesus. Das ist nun nach 2000 Jahren für uns nichts überraschendes, aber für die Jünger damals muss es höchst verstörend gewirkt haben, wenn Jesus sagt: „Der Menschensohn muss viel leiden und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“ Ich stelle mir vor, in der Schar der Jünger zu sein und bin auch da erstmal froh, am Rande stehen und zuschauen zu können. Petrus sehe ich dann, wie er Jesus beiseite nimmt, ihm versucht diese Märtyrer-Ideen auszureden und eine harsche Abfuhr von Jesus bekommt. Glück gehabt, denke ich, dass ich nichts gesagt habe. Aber kann ich weiter so unbehelligt Beobachter und Mitläufer sein? Jesus wird deutlicher, ruft alle zusammen und sagt: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach“. Das klingt ungemütlich. Ich merke, wie ich zögere, die anderen Jünger verstohlen anblicke und auch bei ihnen fragende Gesichter sehe. Es wird wohl kein Spaziergang. Doch dann sagt Jesus „Was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?“. Stimmt, denke ich inmitten der Jüngerschar, es geht um mehr, als um die Sorgen und Nöte unsrer Wanderschaft nach Jerusalem. Auch um mehr als Politik dort. Wir sind ja mit dem Messias unterwegs, dem Erlöser. Solange ich mich zu ihm halte, ist meine Seele sicher bei ihm. Das ist, was am Ende zählt.
Und auch heute, denke ich, sind die Krisen und Probleme unseres Alltags und sogar der Welt eigentlich klein, wenn man auf den sieht, der sich damals aufgemacht hat um sie zu lösen. Um die Welt, um uns und meine Seele zu erlösen. Dem will ich folgen und mein Kreuz auf mich nehmen. Also meine Verantwortung tragen und versuchen seine Stimme zu hören. Durch den Faschingstrubel und Politikwirbel hindurch. Denn es tut meiner Seele gut.