05.05.2021
Ein Tag im Leben von Nicole Gallinat

Ich arbeite in der Netzwerkstelle Integration und bin die Ansprechpartnerin für ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingshilfe im Salzlandkreis.

Es ist ein wunderschöner Tag, blauer Himmel, es weht ein laues Lüftchen. Gut gelaunt steige ich in mein Auto und fahre nach Magdeburg. Dort treffe ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kirchenkreisen, die auch im Bereich Flüchtlingshilfe/ Integration tätig sind. Ein freudiges HALLO erwartet mich und interessante 2 Stunden im kollegialen Austausch. Anschließend geht es nach Schönebeck. In einer Arbeitsgruppe planen wir unser nächstes Begegnungsfest, welches in 4 Wochen stattfinden soll. DJ und Programm stehen, wir erwarten ca 400 Teilnehmer, denn die Resonanz konnten wir von Jahr zu Jahr steigern. An Besuchern und guter Laune wird es also auch diesmal nicht mangeln. Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause geht es am Nachmittag nach Staßfurt. Hier treffe ich mich zum Austausch mit Ehrenamtlichen, die sich im Bereich Flüchtlingshilfe/Integration in der Stadt und im Umkreis engagieren. Probleme werden besprochen und Lösungen gesucht....

Mitten in der Besprechung klingelt mein Handy....meine ich....

Es ist mein Wecker, der mich aus dem Schlaf reißt! Willkommen in der Wirklichkeit, denn die sieht momentan ganz anders aus.

Um 7.30 Uhr schäle ich mich aus dem Bett. Mein Körper sagt mir: du müsstest mal wieder Sport machen. Okay, ich denk drüber nach..... Mit einem großen Pott Kaffee studiere ich zunächst die Tagespresse und lese natürlich auch die Nachrichtenapps auf dem Handy, um mich auf den aktuellen Stand des Weltgeschehens zu bringen. Gegen 9.00 Uhr sitze ich dann, bequem angezogen in Leggins oder Jogginghose, in meinem Homeoffice, blicke aus dem Fenster und finde das graue, trübe Wetter furchtbar. Ich lese Mails und wenn möglich, beantworte ich sie auch gleich. Schon klingelt das erste Mal das Telefon. Eine Ehrenamtliche ist sehr aufgebracht und fragt, ob ich von dem Abschiebefall gehört habe, der in der Region sehr hohe Wellen schlägt. Ich telefoniere mit Netzwerkpartnern, um an Information zu kommen. Hier wird mir wieder einmal bewusst, wie machtlos wir bestimmten Situationen gegenüberstehen und sie leider aushalten müssen, da uns rechtlich die Hände gebunden sind. Zu Recht sind die Begleiter der Familie aufgebracht.

An dieser Stelle wünsche ich mir, wir könnten uns von Angesicht zu Angesicht in unseren Gruppen treffen, um diese Dinge gemeinsam zu besprechen und uns Mut für die weitere Arbeit zu machen. Die fehlende Digitalisierung und die wenige Erfahrung vieler Ehrenamtlicher im Umgang mit dem PC, Internet, digitalen Konferenzen und Co. machen es mir schwer, mit Ihnen in diesem Format zu arbeiten. Ich denke an einen Ausdruck, den ich in einer meiner letzten Konferenzen aufgeschnappt habe und muss schmunzeln: „Die Digitalisierung ist eine kollegiale Zumutung“....ja, auch für mich persönlich....

Um 11.00 Uhr schalte ich mich per Zoom mit den Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren aus den anderen Landkreisen zusammen, wir tauschen uns aus und sprechen über aktuelle Probleme, es sind kurzweilige 2 Stunden. Nach einem Mittagssnack und dem Entleeren der Waschmaschine, ein bischen frische Luft und Bewegung beim Aufhängen der Wäsche tut gut, geht es nun in die nächste digitale Runde. Weiterbildung zum Thema „finanzielle Fördermöglichkeiten für Ehrenamtsprojekte“. Noch einmal höchste Konzentration. Informationen prasseln auf mich ein. Aber ich halte durch! Es wären dann jetzt auch noch Schreibarbeiten nötig, aber die verschiebe ich auf den nächsten Tag im Homeoffice. Ich bin es eben immer noch nicht gewohnt, so lange am Schreibtisch zu sitzen und auf den Bildschirm zu starren. Und ehrlich gesagt, ich möchte mich auch nicht daran gewöhnen. Mir fehlen die sozialen Kontakte, Begegnungen mit Menschen und die Projektarbeit sehr, trotzdem akzeptiere ich die momentane Situation und mache das Beste daraus.

Am späten Nachmittag kommt doch noch die Sonne hervor, wie schön, Balsam für die Seele. Ich gehe in den Garten, genieße die Wärme, beobachte, wie sich die Natur langsam entfaltet und lasse so den Tag ausklingen. 

Sie möchten noch mehr über die Arbeit von Nicole Gallinat erfahren?
Dann schauen Sie doch mal in die Andacht mit Jürgen Kohtz rein!